Der Braunkohlenabbau führt in dem außergewöhnlich fruchtbaren Lößgebiet mit einer hohen Dichte an Fundstellen zu einem Geländeverlust von rund 360 Hektar pro Jahr. Trotz ganzjähriger Grabungsarbeiten können lediglich 5% der Verlustfläche archäologisch untersucht werden. Das restliche Areal wird zumindest durch die Prospektion, die als zusätzliche Aufgabe speziell in den Wintermonaten hinzukommt, archäologisch erkundet.
Der entscheidende Vorteil der Braunkohlenarchäologie ist die freie wissenschaftliche Entscheidung über Lage und Größe der Grabungsorte. Aufgrund der Größe der Grabungsflächen können Siedlungen und Gräberfelder vollständig erfasst werden. Sonst muss sich die Bodendenkmalpflege in der Regel mit fremdbestimmten und kleinflächigen Lokalitäten begnügen, die nicht nach archäologischen Gesichtspunkten gewählt wurden. So kommt es oft vor, dass bei einer Neubau-Maßnahme nur ein kleiner Ausschnitt eines Gräberfeldes oder einer Siedlung ergraben werden kann, während der Rest unberührt bleibt, weil er außerhalb des Neubaugebietes liegt und folglich ungefährdet ist. Die anschließende Auswertung hat dann meist nur eingeschränkten wissenschaftlichen Wert, weil möglicherweise entscheidende Indizien in der Restfläche verborgen bleiben.
In der Braunkohlenarchäologie können außerdem je nach Fragestellung chronologische oder thematische Schwerpunkte gesetzt werden. So werden beispielsweise in einer Kleinregion sämtliche römische Villen oder andernorts sämtliche Siedlungsschwankungen innerhalb eines Bachtales zwischen Neolithikum und Neuzeit untersucht.
Das außergewöhnliche Forschungspotential im Braunkohlengebiet erklärt auch das hohe Interesse der Universitäten, an denen neben eigenständigen Forschungsprojekten pro Jahr etwa drei Diplom- oder Promotionsarbeiten fertiggestellt werden, die sich aus Untersuchungen der Außenstelle Titz ergeben haben. Dadurch ist das rheinische Braunkohlenrevier zu einer der archäologisch besterforschten Kulturlandschaften Europas geworden.