Logo Stiftung Archäologie im rheinischen Braunkohlenrevier
Foto zeigt mehrere Gebäude einer eisenzeitlichen Hofanlage.

Das späte Mittelneolithikum im Rheinland – Nicht nur ein Übergangshorizont

Martha Zur-Schaepers

Mit der Entdeckung mehrerer Bischheimer Fundplätze im Tagebau Garzweiler Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre (Arora 2000a; Arora 2000b; Arora 2001; Arora 2004; Arora/Berke 2006; Arora/Zerl 2003) liegt endlich eine erste Grundlage zum Verständnis des spätmittelneolithischen Zeithorizonts im Rheinland vor (Abbildung 1). Das vorliegende Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit der Charakterisierung der typischen Merkmale des Bischheimer Kulturhorizonts in der Niederrheinischen Bucht, sowohl in einem synchronen Vergleich der Bischheimer Fundplätze des gesamten Verbreitungsgebiets als auch in einer diachronen Untersuchung des Übergangs vom Mittel- zum Jungneolithikum im Rheinland.

Dafür wurden insgesamt neun ausgewählte Fundplätze des rheinischen Braunkohlenreviers untersucht. Neben den Befunden bilden Keramik, Silex- und Felsgesteinartefakte Grundlage der Untersuchungen. Ergänzt werden sie durch die Ergebnisse aus Untersuchungen von archäobotanischen Makroresten, kalzinierten Knochen und Radiokarbondatierungen.

Mit der hier vorliegenden Befundlage liegt eine bis dato unbekannte Situation vor: Neben Grubenbauten (Abbildung 2), wie sie typischerweise aus dem süddeutschen Raum aus diesem Zeithorizont bekannt sind, haben die spätmittelneolithischen Einwohner im Rheinland auch Pfostenbauten genutzt (Abbildung 3). Damit wird hier eine donauländische Bautradition seit dem Altneolithikum fortgeführt, wobei die Bischheimer Pfostenbauten eine bis dahin unbekannt hohe Variabilität aufweisen. Die im Arbeitsgebiet vorliegenden Grubenhäuser sind auf einen süddeutschen Einfluss zurückzuführen, zeigen jedoch gleichzeitig Einflüsse Rössener Bautradition. Es ist daher davon auszugehen, dass die Bauleute der Grubenhäuser nicht aus dem süddeutschen Raum selbst stammen, sondern lediglich die Idee für diese Wohnbauweise. Die untersuchten Siedlungen sind als Einzelgehöfte angelegt, worin ein weiterer Unterschied zu den süddeutschen Dorfanlagen besteht. Eine Zusammenstellung der bekannten Michelsberger Hausbefunde weist eine ebenso hohe Variabilität auf. Die Vergrößerung des effektiven Wohnraums, durch das Weglassen von dachtragenden Pfosten, wird seit dem Mittelneolithikum fortgeführt. Außerdem wird die Siedlung in Einzelgehöften fortgeführt. Besonders interessant ist, dass Nachweise vorhanden sind für kommunale Bauwerke, die bereits seit dem späten Mittelneolithikum und noch während des Jungneolithikums genutzt wurden. Es liegt daher nahe die Michelsberger Erdwerke auf eine Bischheimer Tradition zurückzuführen. [...]

Vollständiger Text zum Download (PDF, 892 KB)

Kontakt:

Übersicht über Größe, Form und Ausrichtung der Bischheimer Pfostenbauten in der Niederrheinischen Bucht. Sie weisen eine hohe Diversität auf.

Grafik: Martha Zur-Schaepers

Helfen auch Sie mit, um im Wettlauf mit der Zeit die Bodendenkmäler im Braunkohlenrevier vor ihrer Zerstörung zu bewahren.

Jede Spende zählt, ganz gleich in welcher Höhe!

Spenden Sie!

Die neue Dauerausstellung

WELT IM WANDEL. Das Rheinland vom Mittelalter bis Morgen

LVR-Landesmuseum Bonn

Die neue Dauerausstellung lädt zu einer faszinierenden Zeitreise durch 1000 Jahre rheinischer Kunst- und Kulturgeschichte ein. Skulpturen, Gemälde, Grafiken, Fotoarbeiten und Kostbarkeiten des Kunsthandwerks erzählen vom Leben und Alltag der Menschen am Rhein, aber auch von gesellschaftlichen Veränderungen und neuen kulturellen Perspektiven.
mehr

MUSEUM DIGITAL

Spannende Informationen auch bei geschlossenem Museum

SEHENSWERT

LVR-Amt für Bodendenkmalpflege

"Archäologietour Nordeifel Digital 2020"

Die Archäologietour Nordeifel musste 2020 aufgrund der Corona-Pandemie leider entfallen. Alternativ präsentieren das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland und die Nordeifel Tourismus GmbH zwei Bodendenkmäler online: die Motte Zehnbachhaus und die Grube Glücksthal.

zum Filmbeitrag

LVR-LandesMuseum Bonn

„Dem Neandertaler auf der Spur“
In der Live Führung erfahren Sie alles zum wohl berühmtesten Humanfossil der Welt.

"Wir machen Geschichte! 200 Jahre LVR-LandesMuseum Bonn"
Filmbeitrag zur Wiedereröffnung des Museums im September 2020 mit Rainer Pause und Norbert Alich vom Pantheon.

zu den Filmbeiträgen

Neanderthal Museum Mettmann

"Archäologie - was ist das überhaupt?"
Im Neanderthal Museum erhalten Sie einen Einblick in den Beruf des Archäologen. Archäologen suchen in der Erde nach den Spuren aus der Vergangenheit. Wie sie dabei vorgehen und wie die Funde ausgewertet werden, erfahren Sie von der Volontärin Miriam.

"Feuer machen wie in der Steinzeit"
In der Steinzeitwerkstatt im Neanderthal Museum wird gezeigt, wie die Neanderthaler ohne Feuerzeug oder Hilfsmittel Feuer gemacht haben.
Mit Markasit, Feuerstein und Zunderschwamm entfachen wir hier im Höhlenraum ein kleines Feuer.

zu den Filmbeiträgen