Im Vorfeld des Braunkohlentagebaus Inden wurde 2013 unterhalb des ehemaligen Dorfes Pier (Kreis Düren) im Bereich der Rurniederung ein früh- bis hochmittelalterliches Siedlungsareal ausschnitthaft untersucht. Die Ausgrabung des Fundplatzes WW 2013/0017 wurden von der Universität Bonn, Abteilung für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie, geleitet und fanden im Rahmen des von der Stiftung zur Förderung der Archäologie im Rheinischen Braunkohlenrevier unterstützten „Pier-Projektes“ statt (Antrags 232; Überblick gebend Rünger 2019). Zeitweise wurden die viermonatigen Rettungsgrabungen (21. Mai – 23. September 2013) durch die Außenstelle Titz des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland unterstützt und eine Grabungsfläche von 12,5 Hektar Größe erschlossen. Eine abschließende Publikation der Grabungsergebnisse sowie eine Gesamtsynthese für die Siedlungsentwicklung im Raum Pier/Vilvenich erfolgt Ende 2021 als substantieller Aufsatz durch Dr. Torsten Rünger in den Bonner Jahrbüchern.
Insgesamt wurden 1107 Siedlungsbefunde dokumentiert und im Rahmen des Projektes katalogisiert. Aus rund 320 Befunden wurden Funde geborgen und in Auswahl auf Tafeln abgebildet. Nach typochronologischen Vergleichen der Keramikfunde mit datierten Töpferei- und Siedlungskomplexen des Rheinlandes sowie dendrochronologischen Analysen entstand das auf grüner Wiese neu gegründete Siedlungsareal unterhalb von Pier in mehreren Zeitphasen: Kern der Besiedlung ist eine Hofstelle aus wenigen Gebäuden, die in der späten Merowingerzeit oder Karolingerzeit errichtet wurde (Phase 2a, 6./7.–8. Jahrhundert; Phase 2b, 9. Jahrhundert). Neben verschiedenen Gruben existieren zwei langrechteckige, etwa zehn mal fünf Meter große zweischiffige Gebäude (Grundrisse 21 und 23). Zu diesem Hofareal zählt ein beigabenloses Grab, das in geringer Entfernung zu dem Hofareal aufgedeckt und über AMS-14C-Analysen in das späte 8. oder in das 9. Jahrhundert datiert wurde. [...]
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Kontakt: truenger@uni-bonn.de
Grafik: Torsten Rünger, Universität Bonn