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Foto zeigt mehrere Gebäude einer eisenzeitlichen Hofanlage.

Stratigrafische und naturwissenschaftliche Untersuchungen eines spätantiken bis frühmittelalterlichen Siedlungsplatzes bei Vilvenich, Gemeinde Inden-Pier

Svenja Biedinger

Im Zuge meiner Masterarbeit an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn untersuchte ich einen spätantiken bis frühmittelalterlichen Siedlungsplatz an Nordrand von Vilvenich, Gemeinde Inden-Pier. Der Fokus lag dabei auf stratigrafischen und naturwissenschaftlichen Untersuchungen, welche maßgeblich für die Deutung des Platzes waren.

Die ursprüngliche Arbeitshypothese ging davon aus, dass es sich möglicherweise um einen Versammlungsplatz auf Grundlage der nordischen „assembly places“ handelt. Daher wurden verschiedenste Untersuchungen in die Wege geleitet, um sich einer Deutung des Platzes anzunähern. Dies beinhaltete neben stratigrafischen Überlegungen – die mithilfe eines von Timo Bremer entwickelten Stratigrafieprogramms in Bezug zueinander gesetzt und so eine den gesamten Platz überspannende Stratigrafie ermittelt werden konnte – auch naturwissenschaftliche Untersuchungen wie die archäozoologische Analyse der Tierknochenfunde und Radiokarbondatierungen einzelner Befunde.

Festgestellt werden konnten insgesamt sechs Nutzungsphasen. Die früheste, nicht näher zu fassende metallzeitliche Besiedlung ist weitestgehend durch Altfunde in den jünger datierenden Befunden belegt. Nur wenige Befunde sind nicht jünger als metallzeitlich zu klassifizieren.

Darauf folgt eine römische Besiedlungsphase. Ein großer Teil des Fundmaterials ist als spätantik einzuordnen und in einigen Fällen mit jüngerem, vorwiegend merowingischen Fundmaterial vergesellschaftet. Da das merowingerzeitliche Keramikfundgut jedoch nur schwer von dem spätantiken zu unterscheiden ist, ist eine klare Unterscheidung zwischen diesem und dem merowingerzeitlichen Material nur schwer möglich. Die starke Zerscherbung des Materials, wie es in Siedlungen üblich ist, trägt maßgeblich zu diesem Problem bei. So zeichnet sich die Präsenz römischen Materials mutmaßlich vor allem durch Altfunde oder spätantikes bis frühmerowingerzeitliches Fundmaterial aus. Einzig das Pflaster, welches das unterste Stratum der Schicht St. 801 bildet und auf einer Fläche von 14,38 m x 7,81 m erhalten ist, und einige weitere Gruben, welche sich vornehmlich im Südosten der untersuchten Fläche befinden, weisen ausschließlich in römische, v. a. spätantike Zeit.

Eindeutiger wird das Bild, welches sich von der Merowingerzeit zeichnen lässt. [...]

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Auf der Abbildung zu erkennen ist der Phasenplan des Gesamtplatzes. Die vorgeschichtlichen Befunde in violett umfassen einige kleine Gruben im Zentrum und im Nordosten. In rot dargestellt sind die römischen Befunde, v. a. eine große (Lehmentnahme-)Grube im Südosten, die Pflasterung St. 801 im Osten und weitere Pfostengruben. Die Merowingerzeit, orange dargestellt, umfasst einen Brunnen im Norden, einen Ofen im Westen, sowie drei Grubenhäuser im Zentrum und weitere Pfostengruben. Karolingerzeitlich, in dunkelbau markiert, heben sich ein Grubenkomplex im Norden, ein Brunnen im Osten und einer im Zentrum hervor. Gleichzeitig ist nicht klar, ob sich der Pfostenbau, welcher sich im Zentrum NO-SW-orientiert, karolingerzeitlich oder hochmittelalterlich datiert wird. Die Laufzeit des zentralen Brunnens erstreckt sich ebenfalls bis ins Hochmittelalter, dazu kommen die Gräben im Süden der Fläche. Neuzeitlich (grün) sind vor allem das Kolluvium im Zentrum und die Lehmentnahmegruben im Osten zu datieren.

Grafik: Svenja Biedinger

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