Logo Stiftung Archäologie im rheinischen Braunkohlenrevier
Foto zeigt mehrere Gebäude einer eisenzeitlichen Hofanlage.

Öffnung und Separierung merowingerzeitlicher Bestattungen in Inden-Pier, Kreis Düren

Laura Winck

Das ehemalige Dorf Pier im Kreis Düren lag einst im Revier des Tagebaus Inden und ist heute im Zuge des Braunkohlenabbaus vollständig abgetragen. Im Laufe des Abbaus konnten durch archäologische Ausgrabungen der Universität Bonn zahlreiche frühmittelalterliche Bestattungsplätze freigelegt und dokumentiert werden, die sich um die bereits länger bekannten Gräberfelder Pier I und Pier II verteilten. Im Jahre 2013 stieß man während der Forschungsarbeiten im nördlichen Bereich des Pierer Ortskerns auf zwei Grabgruppen mit vier und acht Bestattungen (WW 2011/0091). Zwei weitere Einzelbestattungen befanden sich im Südwesten (WW 2011/0093).

Die Grabgruppen und Einzelbestattungen wurden zwischen dem Ende des 5. und dem Anfang des 6. Jahrhunderts angelegt. Die Bestattungsplätze folgten zeitlich auf das Belegungsende eines Spätantiken Gräberfeldes und setzten zeitnah zum Belegungsbeginn der Gräberfelder Pier I und Pier II ein. Folglich entstanden die Grabgruppen und Einzelbestattungen zusammen mit den Gräberfeldern Pier I und Pier II in einer Phase, in der sich die Bestattungstopographie in Pier grundlegend neu gestaltete. Es entstanden mehrere Bestattungsplätze zeitlich parallel zueinander, die jedoch räumlich voneinander getrennt angelegt wurden. Jedoch anders als bei den später dicht belegten Nekropolen von Pier I und Pier II, bildeten sich die Grabgruppen nicht zu größeren Gräberfeldern aus. Sie blieben auf die Beisetzung weniger Personen und auf eine kurze Belegungszeit von circa 150 bis 200 Jahren beschränkt. Im Bereich der zwei Einzelbestattungen blieb die Bildung von Grabgruppen sogar vollständig aus. Nach der Anlage der zwei Gräber folgten sehr wahrscheinlich keine weiteren Bestattungen.

Siedlungsbestattungen

Diese Strukturen sind charakteristisch für Bestattungsplätze in siedlungsinterner Lage: Eine kleine Gräberanzahl sowie eine kurze Belegungszeit beispielsweise sind typische Merkmale für Hofgrablegen, die vermehrt im süddeutschen Raum in der ausgehenden Merowingerzeit (7. bis 8. Jahrhundert) auftreten. Die Hofgrablegen können Hofstellen durch Einzäunungen unmittelbar zugeordnet sein. In einen gemeinsamen Kontext zu Bau- oder anderen Siedlungsbefunden konnten die Grabgruppen und Einzelbestattungen allerdings nicht gesetzt werden. Vermutlich erodierten die in Pier meist sehr flach angelegten Siedlungsbefunde bereits ab.

Die Grabgruppen und Einzelbestattungen geben zusätzlich Aufschluss über die siedlungstopographischen Entwicklung Piers zwischen der Spätantike und dem Frühmittelalter: Mit der Errichtung neuer Bestattungsplätze sind erstmals Siedlungsaktivitäten im nördlichen und südlichen Bereich von Pier für das 5. und 6. Jahrhunderts belegt. Vermutlich dehnte sich die Siedlung zu dieser Zeit aus oder einzelne Hofstellen wurden in diese Areale verlegt. Mit der Gründung neuer Siedlungsstandorte wurden auch neue Bestattungslätze eröffnet. [...]

Vollständiger Text zum Download (PDF, 2,07 MB)

Kontakt: Laura Winck,

Die Karte zeigt einen Ausschnitt der Ortschaft Pier mit einem Maßstab und einer Legende. Auf der Karte sind die angelegten Ausgrabungsschnitte sowie die darin dokumentierten Bestattungen gekennzeichnet.

Die spätantik bis frühmittelalterliche Bestattungstopographie in Pier: Nördlich liegen die zwei Grabgruppen mit vier und acht Bestattungen. Südlich sind die zwei Einzelbestattungen westlich einer spätantiken Nekropole kartiert. Karte: Laura Winck

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