Die durch den Braunkohlentagebau im Rheinland hervorgerufene Situation bietet eine besondere Chance für die Archäologie die großräumige Landschaftsnutzung vergangener Epochen von der Altsteinzeit bis in die Neuzeit besser zu verstehen. Innerhalb von drei Teilprojekten (s.u.) werden unterschiedliche archäologische Methoden in Hinblick auf verschiedene Fragestellungen angewandt. Das Projekt unterstützt hierbei eine praxisnahe, fächerübergreifende und moderne Ausbildung von Studenten und wissenschaftlichem Nachwuchs.
1. Geophysikalische Prospektion
Mithilfe geophysikalischer Methoden können archäologische Befunde zerstörungsfrei und ohne Bodeneingriff untersucht werden. Die Geomagnetik misst unterirdische Störungen im Erdmagnetfeld und stellt die Ergebnisse in einem Magnetogramm dar (Abb. 1). Archäologische Befunde, von prähistorischen Pfostenbauten bis modernen Fundamenten, werden sichtbar gemacht. Im Rahmen der Aktivitäten FR 2017/0003 und FR 2013/0063 wurde im Vorfeld des Tagebaus Garzweiler mit dieser Methode eine Steinzeit-Siedlung der Bandkeramischen Kultur (5300-4950 v. Chr.) entdeckt. Diese umfasst eine Siedlungsfläche von mindestens 3 ha. Mindestens 4 Häuser sind sicher anhand von Pfostenlöchern nachgewiesen, eines davon ist von einem Graben eingeschlossen. Ob dieser Graben der Einfriedung der Siedlung diente oder dem Zwecke der Verteidigung, könnte durch eine zukünftige Grabung geklärt werden. Ebenso kann durch Grabungsschnitte im Bereich der Häuser eine exakte Datierung ebendieser erfolgen, wodurch Aussagen zur Anzahl der gleichzeitig in der Siedlung lebenden Personen gemacht werden können. Dank der Geomagnetik können zukünftige Grabungen zentimetergenau im Bereich der archäologischen Befunde geplant werden, sodass mit geringem Zeit- und Kostenaufwand eine wissenschaftliche Untersuchung der Fundstelle gewährleistet werden kann.
2. Sondagegrabung
Im Rahmen des LANU-Projektes werden kleinere Sondagegrabungen auf Flächen durchgeführt, die sich durch die geophysikalischen Messergebnisse als archäologisch wertvoll herausstellten. Im Rahmen der Maßnahme WW 2016/0017 wurde unmittelbar an der Abbaukante im Tagebau Inden eine Notgrabung durchgeführt. Eine steinzeitliche Siedlung der Bandkeramischen Kultur stand kurz vor dem Abtrag durch den Schaufelradbagger. Im Rahmen der Aktivität konnten insgesamt noch 13 Hausgrundrisse und zwei Grabenstrukturen dokumentiert werden. Einer der Gräben war als Spitzgraben ausgeführt und besaß eine erhaltene Tiefe von 1,5 m. [...]
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Kontakt: Prof. Dr. Tobias Kienlin, tkienlin@uni-koeln.de
(Foto: Franziska Schmid)