Burg Reuschenberg lag in der Kölner Bucht, nahe des Dorfes Elsdorf und musste 1998/99 dem Braunkohlentagebau Hambach weichen (Abbildung 1). Mit Unterstützung der Archäologiestiftung und dem Land Nordrhein-Westfalen erfolgte eine zweijährige beinahe vollständige Ausgrabung der Anlage, die auch die Vorburg umfasste. Weiterhin wurden Teile der Anlage baukundlich untersucht.
Im Rahmen der Dissertation, die ebenfalls von der Archäologiestiftung gefördert wurde, sollte Burg Reuschenberg zunächst baulich rekonstruiert werden. Dank der großflächigen und umfassenden Ausgrabung der Anlage, war es neben der Rekonstruktion der Architektur möglich, Aussagen zu einstigen Handlungen der Menschen und zu den sozialen Strukturen innerhalb der Anlage zu treffen.
Die früheste erhaltene urkundliche Nennung des Geschlechtes der Reuschenberger datiert in das Jahr 1278. Den Schriftquellen zufolge, sind die von Reuschenbergs aus der Ministerialität in den niederen Adel aufgestiegen und haben seit dem 13. Jahrhundert allmählich eine Herrschaft im unmittelbaren Umfeld ihrer Stammburg errichtet. Nach derzeitigem Forschungsstand müsste es sich bei Burg Reuschenberg daher um eine „typische“ Adelsburg handeln. Dieser für die Burgenforschung zentrale Begriff wurde von H.M. Maurer geprägt und bezeichnet eine dauerhaft von Adeligen bewohnte Befestigung (z. B. Maurer 1967). Nach derzeitigem Kenntnisstand waren insbesondere Angehörige des niederen Adels für die Behauptung ihrer sozialen Stellung auf einen ebensolchen, möglichst repräsentativen befestigten Wohnsitz angewiesen.
Auch der archäologischen Auswertung zufolge begann die Geschichte Reuschenbergs als Adelsburg im zweiten Viertel oder in der Mitte des 13. Jahrhunderts. In dieser Zeit wurde eine Hochmotte errichtet, der wahrscheinlich ein repräsentativer ziegelgedeckter Bau auf einer separaten Insel vorgelagert war (Abbildung 2). Vermutlich wurde die Kernburg bereits im vierten Viertel des 13. Jahrhunderts aufgegeben und die von Reuschenbergs wohnten an einem anderen Ort in der Nähe. In der Folgezeit wurde die Anlage lediglich landwirtschaftlich genutzt und ab dem zweiten Viertel oder der Mitte des 14. Jahrhunderts ist für etwa ein Jahrhundert überhaupt keine menschliche Aktivität auf dem Gelände mehr nachweisbar. Die Gründe für die Abwanderung könnten in der spätmittelalterlichen Agrarkrise liegen, die zu massiver Landflucht führte. [...]
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Kontakt: Timo Bremer, tbremer@uni-bonn.de
Die Kernburg Reuschenbergs zu Beginn der Grabungsarbeiten 1998/99, fotografiert von Süden. (Foto: Grabungsdokumentation Burg Reuschenberg, LVR.)