Zwischen etwa 5500 und 5000 v.u.Z. siedelten in Mitteleuropa erstmals sesshafte und Landwirtschaft betreibende Gemeinschaften. Nach den Verzierungen ihrer Gefäße wird diese Kultur „Linearbandkeramik“ genannt. Insbesondere durch großflächige Ausgrabungen im Vorfeld des Tagebaus im rheinischen Braunkohlenrevier ab den 1970er Jahren wurde erkannt, dass neben einer gewissen Hierarchie zwischen den Siedlungen in einem Kleinraum auch innerhalb der Plätze räumlich-zeitliche Gliederungen erarbeitet werden können (Boelicke u.a. 1988; Stehli 1989; ders. 1994).
Demnach wurden die Siedlungen aus einem oder mehreren Bauernhöfen gebildet, die im Wesentlichen selbständig wirtschafteten. Jede Generation baute auf dem Hof ein neues Haus, das das Haus der Eltern ersetzte. Diese zum Teil über viele Generationen verfolgbaren Gebäudeabfolgen ergaben das heute in der Ausgrabung recht dichte Bebauungsbild: Gleichzeitig standen meist weniger als ein Dutzend Häuser. Die Areale, die offenbar lange Zeit in Familienbesitz blieben, werden „Hofplätze“ genannt. Das Erschließen von Hausabfolgen und Hofplatzgrenzen anhand stilistischer Veränderungen („Moden“) der Keramikverzierungen wurde als „Hofplatzmodell“ Teil des Methodenkanons, mit dem linearbandkeramische Fundplätze untersucht werden können, auch weit über das Rheinland hinaus.
Ausgangspunkt des hier vorgestellten Projekts war die Frage, ob die einzelnen Hofplätze sich im Fundgut durch Eigenheiten trennen lassen, die durch Familientraditionen entstanden und möglicherweise unterschiedliche Einbindungen in großräumige soziale Gruppen (Abstammungslinien / Clans) widerspiegeln.
Dazu wurden aus der rheinischen Großsiedlung Langweiler 8, Gemeinde Aldenhoven, Kreis Düren, sämtliche Funde gründlich auf Charakteristika in Verzierungen, Bearbeitungstechniken der Steinartefakte, wirtschaftlichen Schwerpunkten und anderem analysiert. Der Fundplatz bot sich dafür besonders an, denn an ihm und seinen Nachbarsiedlungen im Merzbachtal wurde das Hofplatzmodell entwickelt. Es konnten dort rund 100 Hausgrundrisse zwölf Hofplätzen zugewiesen und in 14 Generationen (5300–5000 v.u.Z.) gegliedert werden, die beinahe die gesamte Entwicklung der Linearbandkeramik im Rheinland umfassen. [...]
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Kontakt: Nico Fröhlich M.A. nicofroehlich@gmx.de
Schematische Darstellung eines linearbandkeramischen Hofes mit dem Hausgrundriss (Pfostengruben und Wandgraben) und den typischen Gruben. Eingeklinkt sind verschieden angeordnete Häuser in der Siedlung Langweiler 8, Kreis Düren (grün). Grafik: Nico Fröhlich