Bislang konnte in begrabenen neolithischen Ackerhorizonten mit Hilfe geochemischer Analysen (z. B. von Nährstoffen) keine Verschlechterung der Bodenfruchtbarkeit festgestellt werden. Dies ist erstaunlich, da jahrelanger Ackerbau und der damit verbundene Entzug von Nährstoffen durch die Feldfrüchte eigentlich zu einer Abnahme der Nährstoffvorräte des Bodens und damit zu einer Abnahme der Bodenfruchtbarkeit hätte führen müssen. Aus diesem Grund stellt sich die Frage, ob nicht schon die frühen Ackerbauern über Wissen verfügten, die Bodenfruchtbarkeit ihrer Felder zu erhalten. Eine mögliche Strategie dies zu tun, wäre das Düngen der Felder mit Mist.
Eine Düngung, die vor vielen hundert bis tausend Jahren erfolgt ist, kann heutzutage noch mithilfe von Biomarkern nachgewiesen werden. Biomarker sind Substanzen biologischen Ursprungs, die in der Umwelt viele Jahrhunderte stabil sind, und die man selbst noch in Bodenmaterial findet, in dem mit bloßem Auge nur noch eine leichte Verfärbung festzustellen ist. Von besonderem Interesse sind hierbei Steroide, Substanzen, die entweder über die Nahrung aufgenommen werden oder im Darm oder der Leber von Menschen und Tieren im Zuge der Verdauung gebildet werden. Solche Steroide gelangen mit Fäkalien in die Umwelt und können über Jahre im Boden überdauern.
Ziel dieses Projektvorhabens war es deshalb i) mithilfe von Steroiden als Biomarkern, charakteristische molekulare „Fingerabdrücke“ von Fäkalien alter Nutztierrassen zu erstellen, ii) die Stabilität und Abbaudynamik der Steroide in einem Kompostierungsversuch zu kennzeichnen, um schließlich iii) auf Basis der Ergebnisse, die Fragen zu prüfen, ob sich in archäologischen Proben bekannte Fäkaleinträge bestätigen lassen und iv) ob sich in begrabenen Oberböden aus neolithischen Schlitzgruben Hinweise auf Fäkaleinträge finden.
Als Probenmaterial dienten uns i) Fäkalien alter Nutztierrassen und des Menschen, ii) Proben aus einem Kompostierungsversuch mit Pferdemist, sowie iii) Proben archäologischer Ausgraben (Neolithikum bis Römerzeit) aus dem rheinischen Braunkohlenrevier und repräsentativem Umland. [...]
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Kontakt: Katharina Prost Dipl.-Ing. agr., kprost@uni-bonn.de
Sehr tiefe, neolithische Schlitzgrube des Fundortes Merzenich. Foto: Grabungsdokumentation NW 2008/1068, ARCHBAU Köln